WASSERKRAFT Regional. Ökologisch. Gut.

Geschäftsführerin Julia Neff

Wasserkraft und Frauen – eine gute Verbindung!

Ja – Wasserkraft ist regional, ökologisch und gut. Davon bin ich überzeugt, auch wenn ich keine Wasserkraftanlage besitze. Auch meine Familie hatte, vor meinem beruflichen Werdegang, noch nie etwas mit der energetischen Nutzung des Wassers zu tun und besitzt bis heute keine Anlage. Die mächtige natürliche Ressource Wasser mit ihrer unendlichen energetischen Kraft und ihren lebenswichtigen Funktionen für die Natur zieht mich bei privaten sowie beruflichen Aktivitäten magisch an.

Mit meiner Anstellung bei der Arbeitsgemeinschaft Wasserkraftwerke Baden-Württemberg e.V. (AWK BW) engagiere ich mich täglich für die Förderung der Kleinwasserkraft. Gleichzeitig betreibe ich Aufklärung in Sachen Wasserkraft und setze mich intensiv dafür ein, Bedenken bzw. Vorbehalte gegen diese höchst umweltfreundliche Energieerzeugung auszuräumen. Ich möchte die Energiezukunft mitgestalten und dabei ist die Kleinwasserkraft aus meiner Sicht ein höchst bedeutender Faktor. Der Arten- und Naturschutz stehen mit einer Wasserkraftanlage, die die Vorgaben der europäischen Wasserrahmenrichtlinie einhält, in keinem Konflikt. Nein, es können sogar Synergien entstehen: Durch die Produktion von CO2-freiem Strom und dem Zurückhalten des Wassers in der Landschaft als wichtiger Beitrag zur Hebung des Grundwasserspiegels, um an dieser Stelle nur zwei Beispiele zu nennen.

Ich bin mittlerweile 39 Jahre jung und lebe im Nordschwarzwald mit meinem Mann und unseren beiden Töchtern. Während meiner Ausbildung zur Bauzeichnerin habe ich erste Einblicke in den Fachbereich Wasserbau bekommen. Sehr schnell wurde mir bewusst, dass ich viel tiefer in die Materie einsteigen möchte und deshalb begann ich 2003 mein Studium, mit dem Ziel, Bauingenieurin mit Vertiefung Straßen- und Wasserbau zu werden. In meinem Praxissemester habe ich Erfahrungen bei der Sanierung einer Staustufe am Neckar in Stuttgart, also direkt vor Ort, sammeln können. Die Bachelorarbeit zum Thema „Vorplanung einer Wasserkraftanlage auf der Gemarkung einer Kommune“ hat mich dann schließlich überzeugt meinen beruflichen Werdegang in dieser Branche zu suchen. So begann ich nach dem Abschluss meines Studiums an der Fachhochschule in Stuttgart meine Arbeit in einem mittelständischen Ingenieurbüro im Nordschwarzwald. In diesem Büro habe ich mehr als zehn Jahre gearbeitet und dabei Projekte von der Planung bis zur Abnahme von Wasserkraftanlagen begleitet. Die praktische Erfahrung hat meine Fachkenntnisse und mein Verständnis für Wasserkraftprojekte entscheidend vertieft.

Durch meine Arbeit an Wasserkraftanlangen habe ich vor etwa 10 Jahren die ersten Mitglieder der AWK BW und deren Arbeit kennen gelernt. Rasch fand ich großes Interesse an der spannenden und abwechslungsreichen Arbeit im Verband. Seit 2014 leite ich nun die Geschäftsstelle der Arbeitsgemeinschaft Wasserkraftwerke BW e.V. Zu Beginn meiner Tätigkeit für die AWK BW arbeitete ich noch parallel im Ingenieurbüro. Doch nicht zuletzt auch durch die Gründung meiner Familie konzentriere ich mich seit 3 Jahren voll und ganz auf die Verbandsarbeit. Durch meine Verbandsaktivitäten auf verschiedenen, besonders auch politischen Ebenen, möchte ich versuchen die richtigen und entscheidenden Weichen für die Kleinwasserkraft zu stellen. Dazu gehören auch die notwendigen Schritte bei der Umsetzung mit dem Ziel, die optimalen Ergebnisse für die Produktion CO2-freien Stroms und die wesentlichen Maßnahmen mit Blick auf die Ökologie zu tun. Denn die Wasserkraft ist eine nachhaltige Energie, die uns hilft, den Klimawandel aktiv zu bekämpfen.

In so unruhigen Zeiten wie diesen, in denen den Menschen durch Kriege großes Leid zustößt, ist es wichtiger denn je, uns in Sachen Energieversorgung unabhängig zu machen. Wasserkraftanlagen tragen zur Sicherung der Energieversorgung bei und reduzieren die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und importierter Energie. Mir ist es nicht klar, weshalb Menschen höchst arrogant eine Technologie der Erneuerbaren Energien diskreditieren, wobei diese fraglos als Friedenstechnologie bezeichnet werden kann: Regionale Produktion, Schaffung von Arbeitsplätzen und Wirtschaftswachstum vor allem in ländlichen Gebieten, geringer Einsatz von seltenen Erden und einen hohen Erntefaktor. Gibt es schlagkräftigere Argumente für die Wasserkraft? Und diese Argumente kann die Wasserkraft seit Jahrhunderten für sich reklamieren.

An dieser Stelle möchte ich gerne Frau Prof. Dr. Gabriele Britz, die bis April 2023 Richterin am Bundesverfassungsgericht war, zitieren:

„Weil der Klimawandel aber nur angehalten werden kann, wenn all diese vielen, für sich genommen oft kleinen Mengen von CO2-Emissionen lokal vermieden werden, kann einer einzelnen Maßnahme nicht entgegengehalten werden, sie wirke sich nur geringfügig aus“.

Das Thema Aufklärung ist mir im Interesse meiner Kinder noch viel wichtiger geworden. Es ist enorm wichtig, alle über die bedeutende Technik der Wasserkraft aufzuklären und die üblichen Bedenken oder Vorbehalte gegenüber dieser Energiequelle auszuräumen. Deshalb bin ich sehr erfreut über die Kampagne der kleinwasserkraft.energy, die ich seit nunmehr fast zwei Jahren mitbegleite.

Gerne engagiere ich mich beruflich wie auch privat als erfahrene Ingenieurin mit großer Leidenschaft für die Wasserkraft und setzte mich aktiv für den Erhalt und den Ausbau der Wasserkraft, wo ökologisch sinnvoll, ein. Durch die Position als Geschäftsführerin der AWK BW ist mir dies mit Erfolg möglich, da wir fachlich und menschlich gut aufgestellt sind. Ich bin überzeugt, dass Artenschutz und Naturschutz nicht im Konflikt mit der Nutzung der Wasserkraft stehen. Mit meiner Arbeit bin ich stets bestrebt, nachhaltige und umweltverträgliche Lösungen im Bereich der Erneuerbaren Energien, ganz besonders im Bereich der Kleinwasserkraftanlagen, zu fördern. Das alles mit dem Ziel, die großen Potenziale der Kleinwasserkraft im Einklang mit der Natur zu nutzen.

Verfasserin: Julia Neff

 

Bilder JN bei der HV 2023, Banner der AWK BW;

Bilder: Thorsten Zitterell und Julia Neff