WASSERKRAFT Regional. Ökologisch. Gut.

Status Quo und Potential der Wasserkraft

STATUS-QUO UND POTENTIALE DER KLEINWASSERKRAFT IN BADEN-WÜRTTEMBERG WIE VIELE KLEINE WASSERKRAFTWERKE GIBT ES IN BADEN-WÜRTTEMBERG?

Wir gehen von ca. 1650 Kleinwasserkraftwerken in Baden-Württemberg aus.
Davon werden etwa 1100 Wasserkraftwerke durch unseren Verband repräsentiert (ca. 820 Mitglieder mit teilw. mehreren Wasserkraftwerken)

WIE VIELE BESCHÄFTIGTE ARBEITEN DORT?

Bewärterung, Betrieb, Verwaltung aller ca. 1.650 Wasserkraftwerke und Strom-Mühlen ca. 3.000 Arbeitsplätze incl. Betreiberfamilien und -gesellschaften

Fast alle Kleinkraftwerksbetreiber sind in der Rechtsform als selbstständige Unternehmen geführt (schon aus steuerrechtlichen Gründen). Von unseren 820 Mitgliedern besitzen 30 Mitglieder keine eigene Wasserkraftanlage, 70 Mitglieder sind der Industrie zuzuordnen. Die restlichen 620 Mitglieder können dem Mittelstand zugerechnet werden. Sie betreiben Wasserkraftwerke, Mühlen, Sägewerke und energieintensive Kleinbetriebe. Zum Teil sind es aber auch Eigenstromerzeugende Kommunen.

Im Bereich der Hersteller- und Zuliefererbetriebe sind in Baden-Württemberg ebenfalls viele Arbeitsplätze von der Wasserkraftnutzung abhängig. Dies aber nicht allein von der Wasserkraftnutzung in Baden-Württemberg oder Deutschland, sondern immer mehr von der internationalen Entwicklung (Export in viele Länder der Dritten Welt).

Maschinenbau: Voith, Escher-Wyss, Volk AG, Stellba, Wiegert & Bähr, Hydrowatt, Hänßler, sowie ca. 25 – 30 Mittelständler im Bereich Fertigung und Ausrüstung, insgesamt ca. 1.000 Arbeitsplätze (Voith und Escher-Wyss je ca. 400)
Elektroindustrie, Generatorenbau, Schaltanlagen, Trafos, Automatisierung, Hochspannungstechnik etc. insgesamt ca. 300
Bauindustrie (Neubau, Sanierung, Wasserbau etc.) ca. 300

ZAHL DER AUSBILDUNGSPLÄTZE IN BW?

Zum Betreiben von Kleinwasserkraftanlagen gibt es direkt keinen Lehrberuf. Da aber die meisten Betreiber gleichzeitig ein mittelständisches Unternehmen leiten, sind dort schon Ausbildungsplätze vorhanden. Die Anzahl ist hier unbekannt.

Ebenso gibt es ein Potential bei den unter 3b aufgeführten Hersteller- und Zuliefererbetrieben, das von uns aber ebenfalls nicht angegeben werden kann.

WERTSCHÖPFUNG/UMSATZ IN BW

Der reine Umsatz aus der Stromerzeugung, also aus dem Betrieb der Wasserkraftwerke bis 5 MW Leistung, zur Selbstversorgung oder zur Rücklieferung ins öffentliche Netz, errechnet sich bei einem Mischpreis von ca. 7,2 Cent/kWh (näherungsweise Mittel zwischen EEG-Einspeisepreis > und < 500 KW Leistung) und einer Jahresarbeit von 1.485 GWh zu 107 Millionen €/Jahr

Der Umsatz der Hersteller- und Zuliefererbetriebe in Baden-Württemberg ist nicht bekannt, könnte aber näherungsweise aus der Zahl der oben angegebenen Arbeitsplätze von insgesamt ca. 1.600, multipliziert mit einem Umsatz je Arbeitsplatz von 150.000.-€, auf 240 Millionen € hochgerechnet werden.

ANTEIL DER KLEINEN WASSERKRAFT AM GESAMTENERGIEAUFKOMMEN / AN DEM AUFKOMMEN DER REGENERATIVEN ENERGIEN IN BW?

Anteil Kleinwasserkraft bis 5 MW (nach EEG) in BW
Quellen:
neueste AWK-Erhebungen
Studie „Wasserkraft in Baden-Württemberg“ des Wirtschaftsministeriums Jan. 1991
Energieberichte des Wirtschaftsministeriums in Baden-Württemberg

1. Erhebung Kleinwasserkraft im Rahmen des EEG (bis 5 MW)

Organisation Mitglieder Anlagen Leistung MW Jahresarbeit GWh
Arb.gem. WKW BW 800 Mittelständler 1100 120 650
EVU + Stadt- + Gemeindewerke NAG, EnBW, SWU, UJAG, KWR etc. 100 130 750
Sonstige weitere private Betreiber 450 15 85
Gesamt 1650 265 1485

2. Gesamterzeugung Wasserkraft
Der gesamte Anteil der Wasserkraft liegt in Baden-Württemberg durchschnittlich bei 5.000 GWh.
Die Kleinwasserkraft hat also einen Anteil an der Erzeugung von ca. 30%, also nahezu 1/3

3. Stromverbrauch in Baden-Württemberg:
Der Stromverbrauch in Baden-Württemberg liegt durchschnittlich bei 50.000 bis 55.000 GWh (ohne Pumpstrom, Kraftwerkseigenverbrauch und Verluste)

4. Anteile des Wasserkraftstroms in Baden-Württemberg am Gesamtverbrauch:
Der Anteil der Wasserkraft am Gesamtverbrauch liegt in BW also durchschnittlich bei 9 %-10 %.
Der Anteil der Kleinwasserkraft am Gesamtverbrauch liegt durchschnittlich bei 2,7 % bis 3 %

ZUSATZERHEBUNG: NEUBAUPOTENTIALE, DEREN ENERGIEWIRTSCHAFTLICHER UND VOLKSWIRTSCHAFTLICHER NUTZEN FÜR BADEN-WÜRTTEMBERG:

Nach unserer Auffassung kann das Ziel der Landesregierung zur Verdoppelung der regenerativen Energien nur erreicht werden, wenn auch die kleine Wasserkraft, welche wir bis zur Leistung von 5 MW definieren, wesentlich stärker in das Konzept eingebunden wird. Es ist inzwischen bei den bedeutenden Umweltverbänden anerkannt, dass dem Klimaschutz Vorrang vor dem Naturschutz eingeräumt wird. Denn der beste Naturschutz nützt nichts, wenn das Weltklima mittelfristig alles großflächig zerstört. Und zum Klimaschutz kann die Wasserkraft wesentlich beitragen, da deren „Erntefaktor“ und Umweltverträglichkeit alle anderen Energieerzeugungen um ein vielfaches übertrifft.

Der Anteil der Wasserkraft an der Stromerzeugung in Baden-Württemberg liegt, wie oben bereits dargelegt, mit jährlich knapp 5 Milliarden kWh bei 9–10 %. Das Institut für Wasserbau der Universität Karlsruhe hat im Auftrage der Landesregierung bereits 1986 ermittelt, dass dieser Anteil selbst bei Beachtung ökologischer Gesichtspunkte ohne weiteres verdoppelt werden kann. Das Linienpotential ist um ein vielfaches größer.

Nachstehend wird kurz dargelegt, dass in Baden-Württemberg genügend Wasserkraftpotentiale brachliegen, welche bei einer weniger parteiischen Abwägung im Genehmigungsverfahren ohne weiteres ausgebaut werden könnten. Einbezogen werden müssen natürlich sowohl die kleinen, die mittleren, und auch die großen Potentiale, wobei die kleinen und mittleren Potentiale den Löwenanteil erbringen werden. Das ist aber nur mit klaren verbindlichen politischen Vorgaben zu schaffen. Nach unseren Berechnungen lassen sich ohne weiteres im Land realisieren:

Potentiale Kleinanlagen

1000 Anlagen á 150 kW Ausbauleistung mit1 Mio. kWh Jahresarbeit = 1,0Mrd. kWh

Potentiale Mittlere Anlagen

300 Anlagen á 1000 kW Ausbauleistung mit 6 Mio. KWh Jahresarbeit = 1,8 Mrd. kWh
Summe 1. + 2. jährlich = 2,8 Mrd. kWh

Im gesamten Bereich sind viele Variationen mit kleineren, aber auch mit größeren Leistungen möglich, so dass die Anzahl der Anlagen nicht absolut ist. Auf das Kavernenkraftwerk Wehratal mit 5.000 kW Ausbauleistung wird verwiesen. Dieses Potential erschließt der Mittelstand gerne, wenn die Landesregierung die Voraussetzungen schafft, dass Wasserkraftwerke wieder genehmigt werden.

Potentiale Großkraftwerke am Rhein

Standort Hochrhein (Bereich Kaiserstuhl) in den 60 er Jahren geplant und wieder aufgegeben 600 Mio. kWh Jahresarbeit
Neuburgweier 600 Mio. kWh Jahresarbeit
Folgestufe nach Neuburgweier 600 Mio. kWh Jahresarbeit
Zwischensumme 1800 Mio. kWh Jahresarbeit
Mehrerzeugung durch Rheinfelden neu 400 Mio. kWh Jahresarbeit
Summe 3 2200 Mio. kWh Jahresarbeit =2,2 Mrd. kWh
Mehrerzeugung in Baden-Württemberg aus Wasserkraft jährlich mind. = 5,0 Mrd. kWh

Investitionsvolumen:

Die Mehrerzeugung von 5 Mrd. kWh/a entspricht bei durchschnittlich 5.300 Volllaststunden/Jahr einem Potential von knapp 950.000 KW bzw. 950 MW installierter Leistung..

Bei mittleren spezifischen Ausbaukosten von 7.000.-€/KW (Mittel zwischen Groß- und Kleinkraftwerken) entspräche der Ausbau dieser Leistung einem Investitionsvolumen von 6,65 Milliarden €

Wird der Ausbau verteilt auf 15 Jahre, entspricht dies einer jährlichen Investition von
510 Millionen €

Schaffung zusätzlicher Arbeitsplätze:

Bei einem angenommenen Umsatz je Arbeitsplatz von 150.000.-€ entspricht die Investitionssumme von 510.000.000.-€/Jahr der Schaffung von 3.400 neuen Arbeitsplätzen, gesichert für mindestens 15 Jahre

29.03.2004
Elmar Reitter
Vorsitzender Arbeitsgemeinschaft Wasserkraftwerke Baden-Württemberg e.V.