Hauptversammlung der AWK BW 2023
Neuer Vorsitzender der AWK BW: MArtin Renn aus Ehingen
Am 20. Oktober 2023 fanden sich über 80 Teilnehmende in der Wehratalhalle in Todtmoos zur Hauptversammlung der Arbeitsgemeinschaft Wasserkraftwerke Baden-Württemberg e.V. ein. Die Hauptversammlung findet alle 2 Jahre an wechselnden Standorten statt. Dieses Jahr reisten die Mitglieder in den Südschwarzwald nach Todtmoos, der Ort wurde vor allem wegen der zum Abschluss stattfindenden Besichtigung des Kavernenkraftwerks Bad Säckingen ausgesucht.
Begonnen haben wir um 8:15 Uhr mit einem angenehmen Get-together. Bei Kaffee und Gebäck konnten sich die Mitglieder austauschen oder die kleine Ausstellung der Mitgliedsfirmen im hinteren Teil der Halle besuchen.
Pünktlich um 9:00 Uhr begann die Versammlung mit Grußworten des Präsidenten Karl-Wilhelm Röhm und des Bürgermeisters Marcel Schneider aus Todtmoos. Unser Präsident lobte in seinem Grußwort vor allem die sehr gute Zusammenarbeit in der Vorstandschaft gemeinsam mit den Beiräten und ist begeistert von der prächtigen Mischung zwischen jung und alt.
Nach den Grußworten folgten die Berichte des Vorsitzenden Dr. Axel Berg, der Geschäftsführerin Julia Neff, der stellvertretenden Vorsitzenden Iracema Kramer, dem Vorstandsmitglied Brigitte Reitter und der Schatzmeisterin Gabriele Eckert-Esselen.
Nach einem Bericht quer durch die Herausforderungen in der Vergangenheit und der Zukunft der erneuerbaren Energie richtete Dr. Axel Berg letzte Worte als Vorsitzender an die Teilnehmenden. „Ich sage Danke für viele spannende und lehrreiche Jahre und werde der kleinen Wasserkraft und der AWK und den vielen wunderbaren Menschen, die die AWK ausmachen, verbunden bleiben.“
Danach trug Julia Neff als Geschäftsführerin den Jahresbericht für die Kalenderjahre 2021 und 2022 vor. Die größten Herausforderungen in den beiden Jahren waren die Abwehr des Osterpakets und der Beschlussempfehlung des Ausschusses für Klimaschutz und Energie zum „Entwurf eines Gesetzes zur Einführung einer Strompreisbremse und zur Änderung weiterer energierechtlicher Bestimmungen“. Die Abwehr gelang nur durch die Mithilfe von alle Vorständen, Beiräten und vielen Einzelmitgliedern sowie der guten Zusammenarbeit der Verbände in ganz Deutschland. Ein weiterer wichtiger Termin in 2022 war der Besuch bei unserer Umweltministerin Thekla Walker. Gemäß Julia Neff war die wichtigste Aussage im Termin: „Nutzen Sie die Ökopunkte zur Finanzierung der Herstellung des guten ökologischen Zustandes. Also wenn Sie noch nicht tätig waren: Nutzen Sie die Chancen, die Maßnahmen durch Ökopunkte finanzieren zu lassen.“
Im Anschluss gab Iracema Kramer, als stellvertretende Vorsitzende, einen guten Überblick über die Arbeit der Plattform Erneuerbare Energien BW. Spannend sind die Ergebnisse einer Studie über allgemeine Fragen zu erneuerbaren Energien in BW. Hervorzuheben ist die letzte in der Studie gestellte Frage: Hätten Sie Bedenken, wenn im unmittelbaren Wohnumfeld eine EE-Anlage errichtet werden soll? – Kleine Wasserkraft: 45 % gar keine Bedenken; 31 % weiniger große Bedenken; 13 % eher Bedenken, 7% sehr große Bedenken; 11 % weiß nicht. Bei der letzten Frage hat nur die Solaranlage besser abgeschlossen.
Als nächstes berichtet Brigitte Reitter als Vorstandsmitglied über verschiedene Arbeitsgruppen und verschiedene Tätigkeiten der AWK BW. Ein großer Fokus liegt hierbei im Moment auf der Zusammenarbeit der Wasserkraftverbände, was ja auch Wunsch der Mitglieder ist. Die Zusammenarbeit ist soweit gediehen, dass eine Beitritts-Absichtserklärung aller Verbände, die ausgetreten waren, unterzeichnet wurde. Auch in die Öffentlichkeitsarbeit wurde in jüngster Vergangenheit viel Arbeit gesteckt. So entstand ein neues zeitgemäßes Gesicht der AWK: neues Logo, neue Webseite, neuer Flyer, neuer Banner und die Social Media Kampagne.
Abschließend trug die Schatzmeisterin Gabriele Eckert-Esselen die Haushalte 2021 und 2022 vor.
Nach den Entlastungen folgte eine Satzungsänderung mit Anpassung der Beitragsordnung und dann standen die Neuwahlen an. In diesem Jahr mit einer geplanten großen Veränderung an der Verbandsspitze. Hier Übergab Dr. Axel Berg das Amt des Vorsitzenden nach 9 Jahren an Martin Renn. Dabei blickt Dr. Berg auf eine turbulente, arbeitsreiche, spannende sowie gute und erfolgreiche Zusammenarbeit zurück. In den letzten Jahren war es sein Verdienst die Sitzungen, egal ob vom Vorstand, am Stammtisch oder bei den Hauptversammlungen, in einer angenehmen, ruhigen Atmosphäre abzuhalten. So übernimmt Martin Renn einen gut strukturierten Verband, in dem ein positives Arbeitsklima herrscht und respektvoll miteinander umgegangen wird. Der neue Vorsitzende ist kein Unbekannter in der Branche. Durch langjährige berufliche Tätigkeit in der Wasserkraft und im Vorstand der AWK BW konnte er bereits umfangreiche Kenntnisse und Erfahrungen rund um die Wasserkraft sammeln.
Weiter stand Iracema Kramer als stellvertretende Vorsitzende zur Wahl, die beiden Vorstände Josef Dennenmoser und Julia Neff sowie die Kassenprüfer Rolf Glökler und Matthias Biegert und deren Stellvertreter Christian Faller. Alle zur Wahl Stehenden wurden in ihren Ämtern einstimmig bestätigt.
Nach den Formalien bot sich eine gute Möglichkeit zur Vorstellung von unserem neuen Beiratsmitglied Rechtsanwalt Philipp Röck an. Er ist Rechtsanwalt in der Kanzlei Dr. Stilz Behrens & Partner mbB mit Sitz in Freiburg und dort hauptsächlich tätig im öffentlichen Recht für Angelegenheiten im Zusammenhang mit staatlichen Institutionen und Regulierungen.
Nach knapp zwei Stunden konnte die nicht öffentliche Sitzung geschlossen werden und die Türen zum öffentlichen Teil wurden geöffnet. Pünktlich um halb zwölf starteten wir mit der Podiumsdiskussion.
Für die Podiumsdiskussion konnten wir die Geschäftsführer des BDW Dr. Helge Beyer, der Swiss Small Hydro Martin Bölli sowie des Kleinwasserkraftverbands Österreich Dr. Paul Ablinger gewinnen. Dr. Ablinger konnte leider nicht persönlich teilnehmen, übersandte uns aber Grußworte über den Bildschirm. Julia Neff brachte im Gespräch die vorab abgefragten Antworten von Herrn Ablinger ein.
Ziel des Gesprächs war es, Ähnlichkeiten aber auch Unterschiede in der Verbandsarbeit und im Wasserkraftsektor innerhalb der deutschsprachigen Länder Europas zu erörtern.
Ein zentraler Unterschied zwischen den Verbänden ist die finanzielle Ausstattung und damit auch die Anzahl Angestellter, die die anstehende Arbeit erledigen können. Weit überwogen haben jedoch die Gemeinsamkeiten: hier wie dort werden ökologische Auflagen vorgegeben und umgesetzt, dennoch bleiben viele Vorurteile gegen die Wasserkraft bestehen. Und auch wenn die Schweiz kein EU Mitglied ist, wirken sich auch dort die Brüsseler Entscheidungen auf die nationale Gesetzgebung aus.
Ein gemeinsames Fazit der Diskussion war, dass eine weitere enge Zusammenarbeit unbedingt notwendig ist und sogar verstärkt werden sollte, da die aktuellen Herausforderungen nur gemeinsam stemmbar sind. Durch den Austausch lassen sich auch lokale Vorgehensweisen (best practice) oder neue Impulse leichter in die Breite tragen und können so zu Veränderungen führen. Die Vernetzung führt auch dazu, dass wir politisch besser Gehör finden, indem wir nicht nur auf die Anlagen in Baden-Württemberg, sondern in Deutschland, Österreich und der Schweiz schauen und damit zeigen: Wir sind viele!
Nach der interessanten Podiumsdiskussion konnte das gemeinsame Mittagessen eingenommen werden. In der Zeit der Mittagspause fanden viele Gespräche an den Tischen und bei den Ausstellern statt.
Planmäßig starteten wir nach der Mittagspause mit dem Fachvortrag von Dr. Martin Schröder. In seinem Vortrag ging Dr. Schröder auf die Bedeutung und Folgen von § 2 EEG 2023 und § 22 Nr. 2 KlimaG BW n. F. ein, wonach Wasserkraftanlagen im überragenden öffentlichen Interesse und im Dienst der öffentlichen Sicherheit stehen. In dem wirklich erstklassigen Vortrag vermittelte Dr. Martin Schröder Mut, denn für die Errichtung und den Betrieb von Wasserkraftanlagen gilt: „Sie sind verfassungsrechtlich geboten“.
Nach dem Vortrag von Dr. Martin Schröder endete die Hauptversammlung. Mehr als ein Drittel der Teilnehmenden machte sich auf den Weg nach Bad Säckingen zur Besichtigung des Kavernenkraftwerks der Schluchseewerk AG. Weitere ca. 45 Teilnehmenden fanden sich an den Thementischen in der Wehratalhalle ein. Durch die Aktualität des §2 EEG haben sich nach kurzer Zeit alle an diesem Thementisch eingefunden. Am Tisch wurde gemeinsam rege über den §2 EEG diskutiert.
Um 15 Uhr begaben sich die meisten der am Thementisch diskutierenden ebenfalls in Richtung Bad Säckingen. Das Pumpspeicherkraftwerk in Bad Säckingen war das erste deutsche Pumpspeicherkraftwerk in Kavernenbauweise und verfügt über eine Leistung von 360 MW bei Volllast. Viele beeindruckende Informationen haben wir vor Ort von einem sehr fachkundigen ehemaligen Mitarbeiter der Schluchseewerk AG erfahren. Man kann sagen: Das war ein krönender Abschluss der Hauptversammlung 2023.
Wir bedanken uns bei allen anwesenden Mitgliedern und Gästen, die uns durch den Tag begleitet haben und zu einer gelungenen Veranstaltung beigetragen haben.
Verfasserin: Julia Neff